Rheindelta

Das Rheindelta, das größte Feuchtgebiet am Bodensee, erstreckt sich von Gaißau bis Hard. Die gesamte Uferlandschaft zwischen dem Alten Rhein an der Staatsgrenze zur Schweiz und der Dornbirnerach, die östlich des Neuen Rheins in den Bodensee mündet, ist somit Schutzgebiet.

Schilfröhricht im Schleienloch © UMG

Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Rhein reguliert, um die Hochwassergefahr zu bannen. Begradigt, verkürzt und in die Fußacher Bucht eingeleitet wirken sich die Eingriffe am Alpenrhein bis heute aus. Besonders auffällige Folgen sind die Verlandung der Fußacher Bucht und die Rheinvorstreckung. Auch die Auswirkungen der Eindeichung des Rheindeltas Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre sind heute spürbar. Der Wasserstand landseitig des rund 8 km langen Polderdammes zwischen Altem und Neuem Rhein wird durch drei Pumpwerke künstlich reguliert. Rund 250 ha Feuchtwiesen liegen im entwässerten Gebiet. Trotz all dieser aus ökologischer Sicht nachteiligen Auswirkungen ist das Rheindelta noch immer durch große Flachwasserbereiche, Schilfröhrichte, Streuwiesen und Auwälder geprägt und vor allem aufgrund seiner Vogelwelt weit über die Landesgrenze hinaus bekannt. Darüber hinaus hat das Gebiet als Lebensraum für zahlreiche weitere seltene Pflanzen und Tiere besondere Bedeutung.

Naturnahe Auwälder, Streuwiesen und Uferröhrichte sind Lebensräume für eine ausgesprochen vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Über 600 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen wurden im Gebiet bisher beobachtet. Darunter sind Seltenheiten wie der Wassernabel, ein ungewöhnlicher Doldenblütler mit nur einem kreisrunden Blatt, oder die Sommer-Drehwurz, eine kleine Orchidee. Beide Pflanzen gelten in Österreich als vom Aussterben bedroht; im Rheindelta haben sie ihre bedeutendsten Vorkommen in ganz Österreich. Das Gebiet ist außerdem der wichtigste Lebensraum für den Kammmolch im gesamten Alpenrheintal, der einzige Lebensraum des Fadenmolchs in Österreich, Heimat für zahlreiche gefährdete Libellenarten, seltene Heuschrecken und fast 700 verschiedene Schmetterlinge. Insgesamt wurden über 300 Vogelarten im Rheindelta beo-
bachtet. Die Flachwasserbereiche sind jeden Herbst Rast- und Nahrungsgebiete für zehntausende Wasservögel. Wahrlich ein Gebiet der Superlative!

Lebensraum Flachwasser
Im ältesten Naturschutzgebiet Vorarlbergs umfassen die Landflächen nur etwa ein Drittel, zwei Drittel sind Wasserflächen. Und zwar überwiegend Flachwasserbereiche wie die Fußacher Bucht. Aber eigentlich kann das niemand so genau sagen, denn durch die jahreszeitlich wechselnden Wasserstände des Bodensees, die im Durchschnitt rund 1,6 m, in manchen Jahren aber auch bis zu 3 m schwanken, sind exakte Uferlinien schwer zu definieren.

Die flachen Ufer sind durch die Schwemmstoffablagerungen des Alpenrheins entstanden, eine Entwicklung, die nach der letzten Eiszeit vor über 10.000 Jahren begonnen hat und bis heute nicht abgeschlossen ist. Denn der Rhein schwemmt jedes Jahr noch immer rund 2 bis 3 Millionen m² Feinsedimente in den See. Auf diese Weise ist in den vergangenen Jahrtausenden das Rheintal entstanden, auf diese Weise verringert sich die Wasserfläche des Bodensees kontinuierlich und die Rheinmündung verschiebt sich ständig weiter seewärts.

Flachwasserbereiche fördern die Selbstreinigung des Sees, sind Kinderstube für viele Fische und unverzichtbare Rast- und Nahrungsgebiete für Wasservögel. Die Scharen rastender Wasservögel bieten vor allem im Herbst und Winter ein unvergessliches Naturschauspiel: Darunter sind viele Muschelfresser wie Tafelente, Reiherente und Blässhuhn, die mit jeweils über 10.000 Exemplaren beeindruckende Schwärme bilden. Diese Wasservögel ernähren sich überwiegend tauchend und profitieren vom Auftreten der Wandermuschel, die sich erst in den 1960er Jahren im Bodensee ansiedelte. Aber auch die Scharen mit mehreren tausend Kolbenenten und Haubentauchern sind eindrucksvoll. Und wenn dann im Herbst der sinkende Wasserspiegel nach und nach die Schlickflächen freigibt, finden hier auch Watvögel ideale Verhältnisse. Mit ihren langen Beinen halten sich die unterschiedlichsten Arten vor allem im ganz seichten Wasser auf und suchen im Boden stochernd nach Insekten, Würmern und Schnecken.

Zu den bekannten Watvögeln zählt etwa der Große Brachvogel, der zur Nahrungssuche regelmäßig Wiesen im Landesinneren aufsucht. Während die Rast- und Winterbestände des Großen Brachvogels mit manchmal über 1.000 Vögeln für mitteleuropäische Verhältnisse nahezu einmalig sind, ist die Art als Brutvogel aus dem Gebiet jedoch verschwunden.

Fakten

Fläche: 2065 ha
Höhe: 400 m. ü. A.
Lage: in Gaißau, Höchst, Fußach und Hard am Bodensee
Natura 2000-Managementregion: Bodensee-Leiblachtal
Erhaltungsziele: AT3402000 Ziele

Schutzgüter und weitere bemerkenswerte Arten

Die Schutzgüter des Gebietes sind besonders typische und seltene bzw. gefährdete Lebensräume und Arten, für deren Erhalt das Europaschutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurde. Einige dieser Schutzgüter wollen wir Ihnen vorstellen:

Biber (Castor fiber)

Nachdem Biber über 350 Jahre in Vorarlberg ausgestorben waren, sind die Vegetarier seit 2006 auch bei uns wieder heimisch. Die überwiegend nachtaktiven Nager sind hervorragende Schwimmer und gewandte Taucher. Im Sommer wenig auffällig, hinterlassen Biber in der kalten Jahreszeit deutliche Spuren, da sie Bäume fällen, um an die Rinde zu gelangen.

Bitterling (Rhodeus amarus)

Vorkommen dieses kleinen Karpfenfisches sind untrennbar an Muscheln gebunden. Mit seiner Legeröhre legt das Weibchen seine Eier in Teich- oder Malermuscheln ab, in denen die Jungfische geschützt heranwachsen. Bitterlinge finden daher mit etwa 100 Eiern das Auslangen, während andere Fische oft zehntausende Eier produzieren müssen.

Hinweise für Gebietsbesuchende

Wege nicht verlassen

Hunde an der Leine führen

Nicht reiten

Keinen Lärm erzeugen

Nicht außerhalb der markierten Areale zelten oder lagern

Keine Wohnwagen oder Wohnmobile außerhalb des Campingplatzes aufstellen

Schilfflächen und vorgelagerte Zonen nicht betreten

Zeitliche Betretungsverbote beachten

Kontakt

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Mag. Walter Niederer
Im Böschen 25 · 6971 Hard
Tel. +43 (0) 5578 74478 · office@rheindelta.org