Spirkenwälder

Auf trockenen, ausgesprochen kargen Dolomithängen und Schuttströmen bildet die Spirke, eine Spezialistin unter den Bäumen, lichte Waldbestände. In ihnen lebt eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt, die genau wie die Spirke an extreme Nährstoffarmut und Trockenheit angepasst sind.

Spirkenwälder auf Innergamp © RM Europaschutzgebiete

Spirken am Daleu im Brandnertal © Georg Amann

Spirkenwald am Daleu im Brandnertal © Markus Mayer

Vier Schutzgebiete für einen außergewöhnlichen Wald
Vier Europaschutzgebiete wurden für die Spirke im Rätikon eingerichtet. Diese decken die größten Vorarlberger Vorkommen und etwa die Hälfte der österreichweiten Bestände der Spirke ab. Auf Grund ihrer Größe und Vielfalt sind sie von besonderer Bedeutung für den Erhalt dieses Lebensraumes in Österreich.

Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat die Spirke in den Westalpen. Vorarlberg liegt an der östlichen Verbreitungsgrenze, wenngleich die Art in Hochmooren bis ins Waldviertel vorkommt. Angepasst an sehr magere Standorte kann die Spirke auch im sauren Millieu von Hochmooren – etwa in den Natura 2000-Gebieten Fohramoos und Witmoos sowie in kleinen Hochmooren am Rheintalhang – überdauern. Auf Schuttströmen und Kalkfelsen des Bärenwaldes im Gamperdonatal und des Gadentals kommt sie ebenso vor. Ein isoliertes Vorkommen im Silikatgebiet des Montafons ist erst seit einigen Jahren bekannt. Zu Recht wird den Spirkenwäldern daher eine Sonderstellung innerhalb der Waldvielfalt des Landes eingeräumt.

Die Spirke – eine Rarität unter den Bäumen
Die Spirke – eine Überlebenskünstlerin – findet ihr Auskommen, wo andere Baumarten schon längst nicht mehr wachsen können. So zählen einerseits nasse, nährstoffarme Moore, andererseits aber auch extrem trockene, humusarme Hänge zu ihren Lebensräumen. Kein Wunder, dass Spirken ausgesprochen langsam wachsen: Bäume mit einem Stammdurchmesser von nicht einmal 15 cm sind manchmal über 100 Jahre alt!

Die Spirkenwälder des Rätikons sind lichtdurch­flutete Wälder, die nicht nur uns Menschen ausgesprochen reizvoll erscheinen. Auch eine enorme Vielfalt an wärmeliebenden Pflanzen und Tieren, darunter viele seltene Arten, profitiert von diesen Standortbedingungen und macht Spirkenwälder zu schützenswerten Lebensräumen.

Die Spirke (Pinus uncinata) unterscheidet sich durch ihren aufrechten Wuchs und kleinen hakenförmigen Fortsätzen an den Zapfen von der nahe verwandten Latsche (Pinus mugo s.str.). Diese Merkmale brachten ihr Namen wie Aufrechte Bergkiefer oder Hakenkiefer ein.

Spirkenwälder Brandnertal

Fläche: 105 ha
Höhe: 1.100 bis 1.750 m. ü. A.
Lage: am Südhang unterhalb des Daleukopfes im Brandnertal
Natura 2000-Managementregion: Walgau-Großes Walsertal-Arlberg
Erhaltungsziele: AT3417000_Ziele

Spirkenwald Oberer Tritt

Fläche: 13 ha
Höhe: 1.700 bis 1.820 m. ü. A.
Lage: im Gamperdonatal nördlich des Alpilakopfes im Gemeindegebiet Nenzing
Natura 2000-Managementregion: Walgau-Großes Walsertal-Arlberg
Erhaltungsziele: AT3418000_Ziele

Spirkenwälder Innergamp

Fläche: 44 ha
Höhe: 1.510 bis 1.820 m. ü. A.
Lage: auf dem Bergrücken der Lohnspitze oberhalb der Alpe Innergamp in Nenzing
Natura 2000-Managementregion: Walgau-Großes Walsertal-Arlberg
Erhaltungsziele: AT3419000_Ziele

Spirkenwälder Saminatal

Fläche: 478 ha
Höhe: 830 bis 2.200 m. ü. A.
Lage: im hinteren Saminatal im Gemeindegebiet Frastanz
Natura 2000-Managementregion: Walgau-Großes Walsertal-Arlberg
Erhaltungsziele: AT3416000_Ziele

Schutzgüter und weitere bemerkenswerte Arten

Die Schutzgüter des Gebietes sind besonders typische und seltene bzw. gefährdete Lebensräume, für deren Erhalt die Europaschutzgebiete Spirkenwälder nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden. Diese Schutzgüter und weitere bemerkenswerte Tier- und Pflanzenarten wollen wir Ihnen vorstellen:

Bewimperte Alpenrose (Rhododendron hirsutum)

Wer ganz genau hinsieht, kann die feinen Wimpern auf den ledrigen Blättern dieser Alpenrosen-Art erkennen, die ihr helfen sich vor Austrocknung zu schützen. Im Gegensatz zur Bewimperten Alpenrose kommt die Rostrote Alpenrose auf Silikatgestein vor. Ihre Blattunterseiten sind – wie der Name sagt – rostrot.

Birkhuhn (Tetrao tetrix)

Die Waldgrenze ist die Heimat des Birkhuhns. Hier finden die Männchen im Frühjahr gut einsehbare Balzplätze, bei denen sie sich versammeln und mit Imponiergehabe um die Gunst der Hennen werben. Im Winter geht es in den manchmal gemeinsamen Schneehöhlen deutlich friedlicher zu. Dort verharren die Birkhühner in der Nacht und in der Mittagszeit, um in ihrem Biwak zu ruhen und Energie zu sparen

Hinweise für Gebietsbesuchende

Naturbeobachtung

Mit einem Fernglas lassen sich die seltenen Wildtiere gut beobachten, ohne sie zu stören.

Abfälle und Lärm vermeiden

Lassen Sie keine Abfälle im Gebiet zurück und vermeiden Sie Lärm, der Tiere beunruhigt.

Wegegebot einhalten

Bitte bleiben Sie auf den gekennzeich­neten Wegen.

Keine Blumen pflücken

Damit sich alle Gebietsbesuchenden an der außergewöhnlichen Blütenpracht erfreuen können,
bitte keine Blumen pflücken oder Pflanzenteile entnehmen.

Kontakt

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
DI Romana Steinparzer
Jahngasse 9 · 6850 Dornbirn
Tel. +43 (0) 676 833 06 4719 · romana.steinparzer@naturvielfalt.at